Jens Schnabel bei der Veranstaltungsreihe „Kirche im Dialog“
Im Rahmen der Reihe „Kirche im Dialog – Die Veranstaltungsreihe, die tiefer blickt“ fand am Freitag, den 7. Juni, der dritte Abend in der gut besuchten Matthäuskirche in Backnang statt. Das Thema: „Kirche, quo vadis? Das Kirchenbild der verschiedenen Geprächskreise der Landessynode mit leitenden Synodalen der vier Gesprächskreise.“ Auf dem Podium vertreten waren Matthias Hanßmann (Lebendige Gemeinde), Ernst-Wilhelm Gohl (Evangelium u Kirche), Elke Dangelmaier-Vincon (Offene Kirche) und Dr. Jens Schnabel (Kirche für morgen).
Die Vertreter der vier Gesprächskreise sollten nacheinander ihr Kirchenbild vorstellen. Elke Dangelmaier-Vinçon berief sich dabei vor allem auf den Namen Ihres Gesprächskreises und forderte eine offene Kirche, als Raum, in dem alle willkommen sind, während Matthias Hanßmann den hohen Stellenwert der Bibel sowie die Bedeutung des Ehrenamts betonte und sich mehr missionarische Strahlkraft wünschte. Vielleicht brauche es dafür neue Gemeindeformen, sagte der Vertreter der LG. Ernst-Wilhelm Gohl von der EuK legte Wert darauf, dass Wohnort-Gemeinden und neue Gemeinden nicht gegeneinander ausgespielt werden, dass das Theologiestudium der Regelzugang zum Pfarrberuf bleibt und auf eine selbstbewusste Kirche mit dienenden Strukturen.
Dr. Jens Schnabel, 1. Vorsitzender von Kfm, stellte das Stichwort Beziehung in den Mittelpunkt: „Kirche ist Beziehungsgeschehen!“ Daran entfaltete er vier Beziehungsdimensionen. „Erstens, wir als Kirche wenden uns der Welt zu. Die Zuwendung zur Welt umfasst die ganze Schöpfung. Diakonisches Handeln, Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind Teil ihrer Aufgabe.“, so Schnabel. Außerdem müsse sich die Kirche einander zuwenden, eine starke Gemeinschaft bilden, einander stützen und als Gemeinde gemeinsam die Liebe Gottes feiern. Die dritte Dimension stellt die Ökumene dar: „Christliche Gemeinden arbeiten zusammen, helfen sich, innerhalb des Ortes, der Stadt sowie auch weltweit.“ Als vierten Baustein sieht er die Spiritualität, die Zuwendung zu und die Suche nach Gott. „Entscheidend ist, dass alle vier Beziehungs-Dimensionen (christliche Spiritualität, Gemeinschaft, Ökumene, Sendung zur Welt) das Gemeindeleben und die kirchlichen Strukturen prägen und nicht nur punktuell vorkommen. Einzelne Dimensionen lassen sich nicht ausblenden oder abspalten.“ Das heißt konkret: für den Vorsitzenden von Kirche für morgen kommt die Gemeinschaft vor Struktur. Strukturen dienten der Entfaltung von Kirche und sind kein Selbstzweck. Die Kirche als Gemeinschaft setze die Beteiligung der einzelnen Glieder voraus, alle können und sollen also etwas beitragen.
Zusammenfassend sagte Jens Schnabel über den Abend: „Schade war, dass sich die anderen drei Gesprächskreise auf das Thema Kirchenbild nicht wirklich eingelassen haben. Sie formulierten eher eine Art Wunschliste, wie sie sich Kirche vorstellen und verzichteten auf jede theologische Begründung. Die Reforminitiative „Kirche für morgen“ fordert schon seit langem, dass wir als Kirche konsequent neue Wege beschreiten müssen! Wir brauchen überparochiale Gemeindeformen, Kirche an anderen Orten, Lebensweltgemeinden, „fresh expressions of church“. Nur so können wir den Ergebnissen der berühmt gewordenen Freiburger Studie ein positives Kirchenbild entgegensetzen.“
Der vierte und letzte Abend der Reihe „Kirche im Dialog“ findet am Freitag, den 27. September um 19.00 Uhr im Gemeindehaus Heininger Weg, Backnang, statt. Dabei wird der ehemalige Bundestagsabgeordnete Robert Antretter zu Thema „Vorbildliche Kirche heute“sprechen.
Wenn euch das Kirchenbild von Kfm interessiert und ihr mehr zu Kirche als Beziehungsgeschehen erfahren möchtet, dann könnt ihr hier unser Grundlagenpapier lesen.