Und sie bewegt sich doch!
Kirche für morgen hatte bereits im Wahlkampf und dann mit der Antragseinbringung eine
Gesamtstrategie der Landeskirche für das Themenfeld
„Kirche der Zukunft – neue Aufbrüche“ gefordert.
Nun, drei Jahre später, stellt der Vorsitzende des Ausschusses für Kirchen- und Gemeindeentwicklung Kai Münzing in seinem Bericht fest, dass das ursprüngliche Antragsanliegen durch entsprechende Entwicklungen, mehr als erwartet erreicht wurde.
Bei Interesse lese hier weiter, was alles durch die Initiative von Kirche von morgen ermöglicht wurde:
- Die Einrichtung der Projektpfarrstellen Innovation in Crailsheim, Stuttgart, Bad Urach-Münsingen, Nürtingen, Merklingen, Gammertingen-Trochtelfingen, Hirsau, Ludwigsburg und Weikersheim
- Die Wiederbesetzung der Referentenstelle für Innovation und Neue Aufbrüche mit Miriam Hechler
- Der Innovations- und Ehrenamtstag am 04.Mai 2024 in Reutlingen unter dem Motto „Gemeinde begeistert“ – „Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ dient als Austauschplattform und Mutmachforum für alle Startups und Neuaufbrüche innerhalb der Landeskirche
- Die Innovationslandkarte, die aktuell rund 100 inspirierende Projekte in Kirchengemeinden in Distrikten und in Kirchenbezirken umfasst und auf weitere Projektanmeldungen hofft
- Das Projekt „multiprofessionelle Teams“, das ebenfalls Erprobungsräume auf Gemeinde- und Distriktebene ermöglicht und vermutlich ab dem Jahr 2025 Gemeindeleitungs- und gestaltungsalternativen aufzeigen wird
- Die Erkenntnisse diverser Untersuchungen hinsichtlich RegioLokaler Gemeindeentwicklungen, die nun in die Ausbildung der Vikarinnen und Vikare Einzug findet und bei Dekanendienstbesprechungen ebenfalls wichtige richtungsweisende Impulse gibt. Die Aspekte fliesen bereits heute in eine Vielzahl von Beratungsprozessen durch die „Vernetzte Beratung“ mit ein
- Die geplante Zusammenlegung von Innovationsfond und Fond für Neue Aufbrüche und die damit einhergehende nochmalige finanzielle Aufstockung
- Die Stärkung der Perspektive Neuer Aufbrüche und der missionalen Gemeindeentwicklung durch das zum 1. April 2023 neu installierte „Zentrum für Gemeindeentwicklung und missionale Kirche (GEM)“ im Dezernat 1 des Oberkirchenrats.
- Die Initiative des sozialdiakonischen Projekts im Diakonischen Werk „Aufbruch im Quartier“ und die damit verbundenen neuen Gemeindeentwicklungsmöglichkeiten
- Und zuletzt durch die Möglichkeit, die Transformationsstellen im Rahmen des PfarrPlans 2030 inhaltlich frei auszugestalten, werden nachhaltige Möglichkeiten zur parochieunabhängigen Arbeit geschaffen.
– Von Kai Münzing
Die 6. Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung
Die KMU 6 zeigt uns sehr klar, dass Kirchenbindung, aber auch Religiosität gesellschaftlich zurückgehen. Darüber hinaus ist festzustellen, dass die soziale Reichweite der Kirche nach wie vor hoch ist. Hier verliert die Kirche nicht an Bedeutung. Das Vertrauen in die sozial-diakonischen Institutionen der beiden großen Kirchen, Caritas und Diakonie, ist hoch. Die KMU 5 hatte angenommen, dass der Schwerpunkt der religiösen Sozialisation in der Familie liegt. Schön ist, dass dieser Blickwinkel in der KMU 6 erweitert wird und auch kirchlichen Angeboten hohe Bedeutung für die religiöse Sozialisation zurechnet. 80% der befragten Evangelischen geben laut KMU 6 an, dass sich die Kirche grundlegend verändern muss, damit sie eine Zukunft hat.
Anja Faißt beschreibt in ihrem Votum, dass Kirche für Morgen dazu konkrete Vorstellungen hat:
- Jetzt ist die Zeit, neue Formen von Kirche konsequent umzusetzen!
- Jetzt ist die Zeit, Kirche konsequent vernetzt zu denken!
- Jetzt ist die Zeit, Kirche konsequent sozialdiakonisch zu denken!
In der Aussprache betonen Marion Blessing die alternativen Zugänge zum Religionsunterricht und Britta Gall die gesellschaftliche Reichweite der Kirche als Hoffnung. Des Weiteren sagte Ralf Walter, dass wir angelehnt an Simon Sinek, mehr danach fragen warum wir etwas machen und nicht immer nur wie wir etwas machen.
– von Anja Faißt
Strategische Planung
„Der Oberkirchenrat macht, was er will!“ Der Oberkirchenrat ist intransparent in seinem Handeln!“
In seinem Gesprächskreisvotum konfrontiert Bernd Wetzel mit Aussagen, die er in Gesprächen in der Region immer wieder hört, machte dabei jedoch klar: „Die strategische Planung ist ein starkes Gegenbeispiel, das jedenfalls große Hoffnungen auf Veränderung weckt.“ Und dass aus seiner Sicht die Planung von einem hohen Maß an Transparenz getragen ist, die ihm nun neue gute Argumente für Gespräche vor Ort liefert.
Am Donnerstag hatte Direktor Stefan Werner die Strategische Planung des Oberkirchenrats vorgestellt. Er führt dabei die Grundlinien vom Bericht der Planung aus 2022 weiter. Im Kollegium wurde eine Strategie entwickelt, mit der man darauf reagieren will, um nötige Veränderungen zu etablieren, um so „die Kirche zukunftsfähig zu halten“.
Bernd Wetzel sagte im GK-Votum, die Synode stünde mit dem Oberkirchenrat vor der Aufgabe, „die Gesetze und Regelungen zu entschlacken und wo nötig, sie zu ändern oder abzuschaffen.“ Denn die bestehende Gesetzeslage „bringt uns leider dazu, dass wir alles von oben nach unten kontrollieren und regeln“. Die Aufgabe für die Zukunft sei „dass wir uns von Gott, mit seinem Beziehung stiftenden Wesen, senden lassen, um Beziehung zu Menschen zu suchen und zu bauen.“ Um dies zu veranschaulichen, hatte er ein aktuelle Rechtssammlung auf den Rednerpult gestellt und festgestellt, dass diese ganz schön dick geworden ist. Auch auf die Aussage weiterhin Volkskirche sein zu wollen hatte sich Bernd Wetzel Stellung bezogen und mit einem Zitat von Winfried Kretschann (aus Rede vor der EKD-Synode): „Wir sind in Zukunft eher eine Kirche im Volk – Salz der Erde und Licht der Welt! Ich denke, so muss man zukünftig Kirche sehen!“
– Von Bernd Wetzel
Aktuelle Stunde
In der aktuellen Stunde behandelt die Synode jeweils ein aktuelles gesellschaftsrelevantes Thema.
Kurz vorher hörten wir Prof. Barbara Traub, Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) mit einem Grußwort, in dem sie sagte: „Wir müssen und sollen als abrahamitische Religionsgemeinschaften den Dialog und Trialog suchen – mehr denn je. Zugleich aber in unseren jeweiligen Gemeinschaften von extremistischen oder einseitigen Positionen fernhalten.“
Dieses Mal war das Thema der aktuellen Stunde: „Welchen Beitrag können wir als Christinnen und Christen und als Ev. Landeskirche in Württemberg im Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland leisten?“ In vielen Wortmeldungen behandelten die Synodalen den wachsenden Antisemitismus – auch in unserer Kirche.
Für Kfm trat dazu Kai Münzing ans Pult und zitierte Diakoniepräsident Ulrich Lilie: „Aus unterschiedlichen Perspektiven ergibt sich ein europäischer Konsens: Nie wieder. Nie wieder totalitäre Herrschaft, nie wieder Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus, nie wieder die Menschenwürde in Grund und Boden treten, nie wieder Mord und Totschlag. Stattdessen ist das europäische Friedensprojekt gegründet auf den Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, dem Wohlergehen aller seiner Bürger:innen verpflichtet!“.
Zum Abschluss der aktuellen Stunde beteten Präsidentin Sabine Foth und der Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl für die Lage in Israel, Gaza und auch in Württemberg.
– Von Britta Gall
Verfolgte Christen
Christen leben ihr Leben nicht allein, sie sind verbunden mit anderen Christen in der ganzen Welt. Einmal im Jahr wird in einem Bericht im Besonderen an die Christen erinnert, die durch ihr Christsein Nachteile im Leben haben. In ihrem Bericht nahm Kirchenrätin Dr. Christine Keim drei Länder bzw. Gruppen besonders in den Blick: Armenien, Irak und indigene Völker.
Dr. Christine Keim erläuterte den aktuellen Konflikt und seine Folgen für Christen in der Region Berg-Karabach vor dem Hintergrund der Situation in Armenien. Die Lage von Christen im Irak nannte sie besorgniserregend. Zum Thema „Indigene und Religionsfreiheit“ zitierte sie aus dem Bericht der Bundesregierung zu Religions- und Weltanschauungsfragen vom November und erläuterte die Bedeutung und das Ausmaß der Verletzung dieses Rechts, gerade für indigene Menschen, die einer christlichen Geschichte angehören.
– Von Matthias Böhler
Dekanatsplan 2030
Auf der Herbstsynode wurde der Dekanatsplan 2030 vorgestellt. Dieser Plan bildet eine nachvollziehbare Grundlage für anstehende Strukturanpassungen auf der mittleren Ebene, also im Prinzip für Fusionen von Kirchenbezirken. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich die Pfarrstellen in der Landeskirche halbiert, klar, das das auch Auswirkungen auf andere Ebenen der Landeskirche haben muss. Wichtig für uns ist, dass die Diskussionen und Entscheidungen in den Gremien vor Ort getroffen werden und verstehen den Dekanatsplan 2030 als Vorschlag und Diskussionsgrundlage für zukunftsfähige Strukturen.
– Von Matthias Böhler